10. August 2014, Klosterkirche Willebadessen: Eranos-Ensemble mit stehenden Ovationen in der Klosterkirche gefeiert (Burkhard Battran, Neue Westfälische)
Allerdings fand dort auch ein herausragendes Konzert statt. Das Eranos-Ensemble ist seit über zehn Jahren so etwas wie das musikalische Aushängeschild für Alte Musik der Hannoveraner Musikhochschule. Schon mehrfach hat das Ensemble in den letzten Jahren bei Auftritten im Kreis Höxter überzeugen können. In einer großen Besetzung mit 14 Mitwirkenden hat das Ensemble am Sonntag in Willebadessen einen weiteren Glanzpunkt hinzugefügt. Als Hochschul-Einrichtung ist das Eranos-Ensemble keine starre Formation, sondern unterliegt einer gewissen Fluktuation. Und auch in Willebadessen waren wieder einige neue Gesichter und Stimmen dabei. In seinem aktuellen Programm “Aurea Luce” (goldenes Licht), mit dem das Eranos-Ensemble auch schon am Freitag in Paderborn zu brillieren wusste, widmet sich die Formation der sakralen Musik der Renaissance. Im Unterschied zum Barock, wo die theologische Durchdringung der Kunst schon weit fortgeschritten ist, verharrt die Musik der Renaissance 100 Jahre zuvor noch in einer mittelalterlichen von Demut und Staunen bestimmten Haltung. Ein diesbezügliches Paradebeispiel war die titelgebende Motette “Aurea Luce” des spanischen Komponisten Francisco Guerrero oder das kurze “O nata lux” des Briten Thomas Tallis. Dem Eranos Ensemble gelang es, mit Feingefühl dem besonderen Geist der sakralen Renaissance nachzuspüren, die eng mit der Blütezeit des ehemaligen Benediktinerinnenklosters in Willebadessen zusammenfällt. Den meditativen Charakter, der oftmals schlichten Renaissance-Kompositionen arbeitete Ensembleleiter Professor Frank Löhr (43) durch variable Raumpositionen der Vokalisten heraus. Mal standen alle zwölf Sängerinnen und Sänger im Kreis. Mal verteilten sie sich in Gruppen im gesamten Kirchenraum, wobei Löhr darauf achtete, die verschiedenen Stimmregister immer geschickt zu durchmischen, wodurch der gesamte Kirchenraum in einem filigranen und obertonreichen Klanggewebe erstrahlte. Mit der als Solo- und Begleitinstrument eingesetzten Barockharfe setzte Ensembleleiter Frank Löhr einen zusätzlichen meditativ-sphärischen Akzent. Mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen wurde das Eranos-Ensemble in Willebadessen gefeiert. “Die historische Klosterkirche in Willebadessen mit ihrer besonderen barocken Nonnenempore ist eine ganz wichtige Festivalstation”, sagte Programmorganisator Hans Hermann Jansen.
Großartiger Musikgenuss (Westfalenblatt Warburg)
Vereinigung von Architektur und Klang
Eranos-Ensemble brilliert beim Klosterfestival in der Brakeler Kapuzinerkirche
- von Burkhard Battran
B r a k e l. Dolby Surround im Kino ist eine tolle Sache. Von allen Seiten dringen Töne an das Ohr. Man ist versucht, den Blick von der Leinwand abzuwenden, um die vermeintliche Geräuschquelle auch visuell zu lokalisieren. Doch das alles ist nichts im Vergleich zur natürlichen Quadrophonie, wenn sich Klänge aus unterschiedlichen Positionen zu einem einzigen Raum-Klang-Erlebnis verdichten. Aus Musik und Baukunst entsteht auf ganz natürliche Weise ein Klangbild, an das kein Hightech-Soundsystem jemals heranreicht.
Die Tonkunstopulenter Mehrchörigkeit des Barockkomponisten Hans Leo Hassler mit der Architektur des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun hat der Chorleiter und Professor für Alte Musik in Hannover, Frank Löhr (41), am Samstagabend im Rahmen des Klosterfestivals Kreis Höxter in der Brakeler Kapuzinerkirche miteinander verschmolzen.
Ein besonderer audiophiler Höhepunkt war Löhrs Klanginszenierung von Hasslers “Duo Seraphim zu zwölf Stimmen”. Dazu hatte Löhr vorne vor den Seitenaltäeren links Sopran und Tenor und rechts Alt und Tenor platziert. Eingerückt in den hinteren Altarraum standen drei Soprane und ein Tenor vor dem Hochaltar. Drei Bässe und ein Altus sangen oben von der Orgelempore herunter. Durch die mit Bedacht gewählten Stimmkombinationen und Raumpositionen entstand in der ehemaligen Brakeler Klosterkirche ein Klangerlebnis, wie es an diesem Ort noch nie zu hören war. Gebannt und andächtig lauschten die rund 50 Zuhörer dieser einzigartigen, nur wenige Minuten dauernden Raum-Klang-Inszenierung.
Neben weiteren Werken von Hans Leo Hassler, dessen 400. Todestag die Musikwelt in diesem Jahr gedenkt, waren Chor- und Orgelwerke von Bach, Crüger, Telemann und Ahle zu hören. Der Nürnberger Komponist Hans Leo Hassler (1564 bis 1612) war im Hauptberuf Uhrmacher und das spürt man ganz besonders auch in seinen mehrstimmigen Chorsätzen, die wie Zahnkränze eines perfekt konstruierten Räderwerks ineinander greifen.
Das von Frank Löhr geleitete Eranos-Ensemble für Alte Musik setzt sich aus Musikern und Vokalisten aus dem Umfeld der Hochschulen in Hannover, Hamburg, Detmold und Bremen zusammen. Geographische Heimat ist aber vor allem die Abtei Marienmünster, wo sich das Ensemble zur Probenarbeit und zu Plattenaufnahmen trifft.
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens hat das Eranos-Ensemble ganz aktuell die CD “Wie ein Rubin in feinem Golde” mit Madrigalen und Motetten veröffentlicht. Die 17 Aufnahmen mit Werken von Monteverdi, Clemens, Ebio, de Wert, Schein und anderen ist ein echtes Kleinod barocker Vokalmusik. Die Gegenüberstellung von prachtvoll in Musik gesetzter barocker Liebeslyrik von Petrarca, Boccaccio und Shakespeare und Vertonungen des Hohelied Salomos bildet einen reizvollen Einblick in das Lebensgefühl der Zeit um 1600 sowie Sinn und Sinnlichkeit in der Musik der Renaissance und des Frühbarock.
Die Sängerinnen und Sänger des Eranos-Ensembles werden dabei instrumental unterstützt von Violine, Bratsche, Gambe, Violone, verschiedenen Blockflöten, Cembalo, Harfe und Orgel. Nähere Informationen zu der im Eigenverlag erschienenen CD sind über die Homepage www.eranos.de erhältlich.
Das Eranos-Ensemble ist auch eine Talentschmiede für Sängerinnen und Sänger der Alten Musik. Neben langjährigen Mitwirkenden wie Sopranistin Marina Szudra aus Detmold, Tenor Florian Lohmann und Bassbariton Daniel Eggert, ergänzen immer wieder junge, vielversprechende Talente das Line Up. So waren beim Konzert in Brakel der hoch gehandelte junge Tenor Florian Neubauer (22) und der begabte Hannoveraner Countertenor Johannes Euler (23) dabei.
Zwölf Stimmen vereinen sich
Eranos-Ensemble singt in Brakel
- Von Dagmar Korth
B r a k e l (WB). Über die Liebe und das Vertrauen in Gott hat das „Eranos“-Ensemble in der Kapuzinerkirche gesungen. Das A-Cappella-Konzert gaben die zwölf Sängerinnen und Sänger zur Erinnerung an die Gründung der Kapuzinerkirchen in Paderborn und Brakel vor 400 Jahren.
In Erinnerung an diese Grünung machte das dritte Klosterfestival in der Kapuzinerkirche Brakel Station. Das „Eranos“-Ensemble für Alte Musik bescherte dem Publikum ein äußerst sensibles Hörerlebnis. Unter der Leitung von Frank Löhr sang das Ensemble Motetten und Chorsätze des 17. Jahrhunderts.
Das beeindruckende Hauptwerk des Abends war Hans Leo Hasslers „Missa Octo Vocum“ , die der Komponist 1599 in Nürnberg veröffentlichte. Das „Eranos“-Ensemble ließ keinen Wunsch offen an klanglichem Raffinement. Die tadellose Deklamation und die klangliche Homogenität des Ensembles bedürfen kaum der Erwähnung. Die Interpretation gewann nicht zuletzt ihre Überzeugungskraft aus einer brillanten Schlichtheit.
Auch mit der zwölfstimmigen Motette „Duo Seraphim“ schufen die Sänger ein feingliedriges Klangbild, wobei Präzision und Stringenz ihre ständigen Begleiter waren.
Hans Leo Hasslers berühmtes Lied „Mein Gmüth ist mir verwirret“ ist ein Liebeslied, das sich auf die Gottesmutter bezieht. Die Anfangsbuchstaben der fünf Strophen ergeben den Namen Maria. Der Chor sang auch hier mit viel Leuchtkraft, mit viel Innigkeit und Inbrunst. Der Zusammenklang der schönen Stimmen bezauberte den Hörer.
Das „Ad Dominum cum tribulerer“ und „Ach Herr, mich armen Sünder“ schildern die Seelenpein und die schmerzliche Sehnsucht, die die Komponisten inspirierten und den Hörer bis heute anrühren.
Choralvarianten von Johann Crüger, Georg Philipp Telemann, Johann Rudolf Ahle vervollständigten das Programm sowie zwei Orgelchoräle von Johann Sebastian Bach, die Frank Löhr auf der Orgel spielte. Starke Orte – erlesene Klänge – Oasen der Stille: Diese Worte, die als wegweisende Überschrift das Klosterfestival begleiteten, konnte das Publikum an diesem Abend nachvollziehen. In diesem Sinne war „O Haupt voll Blut und Wunden“, Text von Paul Gerhardt und Musik von seinem Freund Johann Crüger, ein berührender Höhepunkt des Programms. Man wagte kaum diese Musik, die zur höheren Ehre Gottes geschrieben wurde, durch den allzu irdischen Applaus zu stören.
Bückeburg. „…Ich sey im Paradeis“: zum 400. Todestag von Leo Hassler hat das Ensemble für alte Musik, „Eranos“, in der Stadtkirche seine Werke zu Gehör gebracht. Die zwölf Sänger brillierten mit einem tiefen Verständnis für die besondere Tonsprache und zeigten sich – trotz weniger Zuhörer – bestens aufgelegt.
Schade, schade, kann man nach diesem Auftritt nur sagen. Schade, dass dieses Konzert nur so wenige Zuhörer gefunden hat. Denn schon nach den ersten Minuten war klar: Hier singt ein Ensemble, das die alte Musik lebt. Ausdruck, Tonsprache, Chorklang: alles stimmig und bis in die letzten Facetten hochvirtuos. Endlich wurde das nur noch selten zu hörende Werk von Hans Leo Hassler (1564-1612), in einer angemessenen Form zur Aufführung gebracht. Die „Missa Octum Vocum“ (Kyrie-Gloria) etwa, mit ihrer ausdrucksstarken Chromatik, der rhythmischen Diktion und den ineinandergreifenden Klangflächen. Oder Hasslers berühmtes „Mein Gmüth ist mir verwirret“, Vorlage des Chorals „O Haupt voll Blut und Wunden“ (von Johann Crüger), der an diesem Abend selbstverständlich ebenfalls angestimmt wurde.
Augenfällig auch: die meisterhafte Behandlung des zur Verfügung stehenden Schall-Raums. So teilte sich das Ensemble mehrmals in kleinere Gruppen auf und sang dann von der Empore oder aus dem Altarraum heraus. Fast wie ein Echo angelegt waren die Passagen des „Duo Seraphim“: „Sanctus, sanctus, sanctus Dominus Deus Sabaoth, plena est omnis terra gloria ejus“, schallte es hin und her. Ob so die mächtigen Engelschöre klingen?
Eins jedenfalls steht nach diesem Konzert fest: Der Dialog der Chöre, der seit alters her als Sinnbild transzendent spiritueller Erfahrung dient, versetzte den Zuhörer in eine fast überirdische Gelöstheit. Es war der Klang des Paradieses, der die Stadtkirche völlig ausfüllte.
Doch zurück zum Programm: Hier zeigte sich das Ensemble ausgesprochen abwechslungsreich, hatte es doch auch Werke von Georg Philipp Telemann („Herzlich tuth mich verlangen“) oder Johann Rudolf Ahle mitgebracht. Ebenfalls bestens aufgelegt zeigte sich Leiter Frank Löhr an der Orgel (mit „Herzlich tuth mich verlangen“ und „Ach Herr mich armen Sünder“ von Johann Sebastian Bach). Insgesamt war das Konzert, das mit dem filigranen Sanctus und Agnus Dei aus der „Missa Octo Verum“ endete, eine echte Perle im diesjährigen Kultur-Kalender der Stadtkirche. Bitte bald wieder kommen.
8. November 2009, Klosterkirche Maria Laach:
14. August 2009, Wewelsburg:
26. Juli 2003 Kloster Kappel (CH):
Das Hamburger Eranos-Ensemble machte Halt in Kappel – Kirchenmusik von Dietrich Buxtehude in der Reihe „Musik und Wort“
Wiederum grossen Anklang beim Publikum fand am vergangenen Sonntag die Fortsetzung der Reihe „Musik und Wort“, die seit diesem Jahr – organisiert vom Haus der Stille und Besinnung – an jedem letzten Sonntag des Monats in Kappel stattfindet.
Von Ernst Schlatter
Der theologischen Leiterin des Hauses der Stille und Begegnung, Dorothea Wiemann Giezendanner, war es gelungen, das „Eranos-Ensemble für Alte Musik Hamburg“ dazu zu bewegen, auf ihrer Konzert- und Studienreise durch Deutschland einen Abstecher in die Schweiz zu machen. Trotz Ferien- und Sommerzeit und trotz eines drohenden Gewitters liessen sich zahlreiche Musikliebhaber die Begegnung mit diesem Ensemble nicht entgehen und kamen so in den Genuss von Kantaten und Orgelwerken des norddeutschen Barockmusikers Dietrich Buxtehude (1637 bis 1707).
Buxtehude als musikalischer Anreger in Lübeck
Buxtehude, von Geburt aus Däne, kam mit 30 Jahren nach Lübeck, heiratete die Tochter des Organisten der Marienkirche und wurde schliesslich dessen Nachfolger. Während der 40 Jahre seines Wirkens als Organist und Komponist führte er das Kirchenmusikleben in der Hansestadt zu einer wahren Blüte. Seine Abendmusiken entwickelten sich zu einer Einrichtung, die weit über den Ostseeraum Ruhm und Anerkennung fand. So soll gar der junge Bach 1705 zu Fuss aus Arnstadt angewandert sein und seine Urlaubszeit überschritten haben, um von der Kompositionskunst und der Orgelvirtuosität Buxtehudes zu lernen.
Das Programm des Eranos-Ensembles hatte zum Ziel, Barockmusik und damit auch die barocke Gedankenwelt erfahren zu lassen und einen lebendigen Ansatz zum Verständnis der Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen.
Intensive Musikalität
Der junge Leiter und Organist des Ensembles, Frank Löhr (geboren 1971), verstand es vorzüglich – durch die Auswahl der Kantaten und die Interpretation der beiden Orgelwerke – eine intensive Begegnung mit der Musik Buxtehudes zu erreichen.
Die barocke Wortfülle mit ihren häufigen Wiederholungen („ 1000, 1000, 1000 Mal sei dir, liebster Jesu Dank dafür“ in der Kantate „Jesu meines Lebens Leben“ oder „Nichts, nichts, nichts soll uns scheiden von der Liebe Gottes“ – um nur zwei Beispiele zu erwähnen) wurde zwar deutlich herausgearbeitet, aber trotzdem nicht schwülstig musiziert.
In der Sonata „O wie selig“ fand ein inniger, fast zärtlicher Dialog zwischen der Solistin und den Instrumentalisten statt.
Das „Präludium in fis“ gab dem Organisten Frank Löhr die Möglichkeit, die Kappeler Orgel von ihrer besten Seite zu registrieren. Überzeugend, kraftvoll und transparent gestaltete er auch den milden, versöhnlichen Mittelteil, um dann einer Explosion von Gefühlen im Schlussteil Raum zu geben.
In der „Ciacona in e-moll“ – scheinbar so leicht und beschwingt hingeworfen – überzeugte auch der melancholische Mittelteil, der fast ganz verebbte, ehe im Schlussteil – gleichzeitig mit einem Donnergrollen von draussen – nochmals Buxtehudes kraftvolle Melodik zum Ausdruck kam.
Die beiden Schlusskantaten „Jesu, meine Freude“ und „Alles was ihr tut“ waren Glanzpunkte in diesem vielseitigen Programm. Sowohl die Gesangssolisten als auch die Instrumentalisten fanden zu einem überzeugend gestalten Ausdruck dieser Musik voll lebensbejahender Botschaft.
Das nächste Konzert in der Reihe „Musik und Wort“ findet am Sonntag, 31. August um 17 Uhr in der Klosterkirche Kappel statt. Das Ensemble „Il Trifoglio“ wird Musik für Flöten, Gamben, Cello und Truhenorgel aus dem 17. und 18. Jahrhundert interpretieren.